8/13/2006

wie ich einen mitbewohner verloren und einen neuen gefunden habe

Zugegeben, mein Verhältnis zu meinem Wohnheimszimmer im Komplex Meonot ‚Gimmel’ gestaltete sich anfangs etwas ambivalent. Wie etwa 50% der anderen Teilnehmer hatte also auch ich Probleme mit dem Türschloss. Gleich beim ersten Einzugsversuch benötigte ich die Hilfe unseres ‚Koordinators’ David, der jedoch auch machtlos war gegen solch eine Tür. Vielleicht liegt es ja an der Shahada, die als Aufkleber ebendort prangt. Also ging er seinerseits Hilfe holen. Und kam mit einem brummenden Schrank wieder, der mir als mein Mitbewohner gedeutet wurde. Ein Hüne, bei dem niemand auch nur ernsthaft mit dem Gedanken spielen würde, ihm zu verraten, dass sein Pagenschnitt nur zu dämlich aussähe. Immerhin, so dachte ich einstweilen, könnte ich viel von ihm lernen. Zum Beispiel dass man die Tragedauer einfacher T-Shirts nahezu verdoppeln könne, wenn man die Dinger, wie er, einfach nach gewisser Zeit umdrehe. Er sperrte problemlos die Türe auf und grunzte von dannen.

Wie man sich vorstellen kann, verbrachte ich die folgenden Tage in Angst und Schrecken.

Von meinem Mitbewohner nahm ich nur selten etwas wahr. Und dann stand da eines Tages ein wildfremder Mensch am Herd. Der war nämlich wirklich mein Mitbewohner. Und nicht der mit dem Pagenschnitt. Das war der Hausmeister. Brrr.
Mein Mitbewohner hat eher einen Rasenmäherschnitt und heißt Assad. Arabischstämmiger Medizinstudent im 2nd Degree. Und hat mir gleich seine Zugangsdaten fürs Internet gegeben. Damit ich illegal mit meinem PC über seine Leitung Emails lesen kann. Nett, oder? Jedenfalls: Auch wenn der ‚alte’ Mitbewohner sicher hilfreicher gewesen wäre, um Klaviere zu transportieren oder Bären zu jagen, bin ich über die aktuelle Veränderung meiner Wohnsituation mehr als beruhigt. Im Kino waren wir auch schon, und ab nächste Woche gilt die Agenda, nur noch Arabisch zu sprechen. Also. Mal sehen.