2/19/2007

beiruter hinterland

„Wie geht’s weiter?“ - „Fahr links!“ - „Links gibt’s nicht!“ Am Samstag waren wir in den Bergen. Wir, das heißt Sara mit Tochter Wilma und Mutter, Stefan, Zeki, der souverän das Auto durch den Beiruter Straßendschungel manövriert hat, und ich. Ziel unseres Ausfluges war es, Provinz-Saray-Bauten in Dörfern in den Bergen nordöstlich von Beirut ausfindig zu machen, die Stefan vor seiner Abreise aus dem Libanon gerne noch einmal – oder überhaupt erstmal – sehen wollte. So begannen wir nach einer wirklich abenteuerlichen Ausfahrt in Beit Meri, wo wir den herrlichen Blick auf Beirut unter uns genießen konnten und in den spätantik-byzantinischen Ruinen erfolgreich eine Badeanlage bestimmen konnten. Mit dem Auto weiter in den Ort, dort in den Kreisverkehr (aber entgegen der Fahrtrichtung, sonst wär’s ja langweilig) und dann erst einmal Mittagspause. Ein weiterer Saray-Bau (was in dieser Gegend wohl ziemlich undifferenziert zwischen „besseres Haus“ und „in mehreren Bauphasen erbaute prächtige Anlage“ schwankt) und ein mamlukischer Brunnen in Ras el-Metn, und dann das große Verfahren: Den Ort Salima hätten wir wirklich fast nicht gefunden, wenn nicht ein lächelndes, hübsches Mädchen uns ganz bezaubernd erklärt hatte, wohin wir müssten. Gute zehn Minuten fröhlichen Verfahrens später winkte uns genau ebendiese immer noch ganz bezaubernd aus einem nagelneuen Mercedes und fuhr schließlich solange vor uns her, bis wir am Saray angekommen waren. Und ward zu aller Enttäuschung verschwunden und fortan nie mehr gesehen. Dafür lohnte der Saray in Salima mit blühenden Obstbäumen vor der Südfassade. Der Heimweg führte uns dann über Bikfaya, wo letzten Dienstag die Bomben explodiert sind, noch zu einem weiteren Saraybau in Baskinta, dessen genaue Inspektion wir allerdings dann recht erschöpft Stefan überließen, und uns in einem kleinen Laden von der Besitzern in ganz selbstverständlichem fließenden Französisch Kaffee und Kekse servieren ließen, und nur leider für die Ladenbesitzerin die Frage, wer von uns drei Herren (Zeki, Stefan oder ich) nun der Vater der kleinen Wilma sei, nicht wirklich zufrieden stellend klären konnten. Mit vollem Bauch und ebensolchen Windeln ging es schließlich zurück nach Beirut.