11/24/2006

die ganze welt ist ein...

Theater. Und wir mittendrin. Mit sechs anderen Studenten und unserem NDL-Professor ging es letzten Donnerstag nach Berlin auf ein Theaterseminar ausgerichtet von der Konrad-Adenauer-Stiftung. Highlights waren neben einer Dichterlesung des von mir nicht so hoch geschätzten Uwe Timm vor allem gute Vorträge (v.a. Prof. Weinrich, Paris) und Gespräche mit den Dramaturgen und Schauspielern derjenigen Stücke, die wir abends gemeinsam besuchten. Und dies waren:
Freitag: Platonow von Cechow – eine ausgezeichnete Inszenierung mit extravagantem Bühnenbild in der Schaubühne. Hatten wir noch alle Angst, dass uns bei dieser konzentrierten Langeweile auch in der Tat bei vier Stunden Aufführungszeit langweilig werden könnte, so erwiesen sich diese Bedenken als sehr unbegründet. Ich denke, das war eine der besten Aufführungen, die ich in den letzten Jahren gesehen habe.
Samstag: Die Orestie von Aischylos – hier nun das krasse Gegenteil im Deutschen Theater. Außer Blut, Erbrochenem, einem inkontinenten Orest und exhibitionistischen Agamemnon nicht viel gewesen. Zugegeben, das Bühnenbild (siehe Photo) war sehr ausgefallen, doch auch das konnte in meinen Augen nicht viel retten. Ein völliger Griff ins Klo, pardon, die Schlachtschüssel der Dramaturgie.Sonntag: Die Jungfrau von Orleans von Schiller – nun ganz aristotelisch und buddhistisch der Mittelweg (naja, ob das so stimmt ist sehr diskussionsbedürftig) im Berliner Ensemble. Wenn es aber stimmt, dass das Normale immer auch Langweilig ist, dann war diese Aufführung wirklich im Zentrum des Geschehens. Schöne Bilder wurden da inszeniert, aber wenn (m)ein abschließendes Urteil lautet „fast so provinziell wie in Regensburg“, dann wünscht man sich etwas mehr Peripherie. Wah?Die Photos stammen natürlich nicht von mir, sondern von den Seiten der jeweiligen Theater. Das Berliner Ensemble hat nur ein Bild online gestellt, deswegen hat die Jungfrau noch mehr Pech, als sie das bei Schiller eh schon hat. C’est la vie.