6/13/2007

durch die jordansenke

Am Montag ging es mit dem im letzten Beitrag erwähnten Franziskaner zu unchristlicher Zeit los in die Westbank. Nördlich des Damaskustores sammelten wir vorher noch zwei Volontärinnen des Österreichischen Hospizes ein. Zwei Österreicherinnen, die wirklich Waltraud und Ehrentraud hießen. Waltraud kam aus der Nähe von Baden, Ehrentraud war Milchbäuerin aus der Nähe von Salzburg, die jetzt - weil die Kühe auf der Alm sind - sieben Wochen im ÖH arbeitet. Dinge, die man beim ersten Hören gar nicht glauben kann. Ich hatte mich mittlerweile wirklich der Überzeugung hingegeben, dass Milch aus dem Supermarkt käme, und der ganze Alm-Heidi-Quatsch eine tolle Erfindung der amerikanischen Filmindustrie sei. Aber so kann man sich irren.
Mit Pater Hartwigs Auto fuhren wir dann vorbei an der Herberge des Barmherzigen Samariters zum Georgskloster in der Wüste (wo Ehrentraud sich das erste Tuch kaufte), weiter zum Sea-Level (also dem Punkt, ab dem man tiefer als der Mittelmeer-Meeresspiegel fährt - das Tote Meer liegt ja ca. 400m unter dem Meeresspiegel). Dort stieg dann Waltraud auf ein Kamel und wir machten lustige Photos.
Die nächste Station war ein weiteres Wüstenkloster, St. Gerasimos, wo Hartwig erst einmal das Licht im Auto anließ, woraufhin Ehrentraud und ich unsere Anschiebequalitäten effektvoll zur Schau stellen konnten.
Mit laufendem Motor fuhren wir nach Qumran, kuckten uns diverse Ritualbäder und einen ergreifenden Film an, und fuhren dann nach Jericho hinein. Mit der Seilbahn fuhren die Trauts und ich zum Berg der Versuchung, versuchten dort auch in das Kloster zu kommen, das wider Erwarten Mittagspause hatte und hatten dann auch nach langem Klopfen Erfolg. Während Wal- und Ehrentraud die Aussicht genossen haben, führte ich in meinem nur mehr rudimentären Griechisch eine zivilisations- und kulturkritische Bildungs-Debatte mit einem der beiden Patres, dass doch die heutige Jugend keinen Homer mehr auswendig könne. Ich konnte glänzen und verdiente mir ein Stückchen Sesamkringel. Mühsam und kultiviert ernährt sich das humanistische Eichhörnchen. Zufuß gingen wir bergab, trafen Hartwig an der Elisäus-Quelle, wo wir unsere Flaschen auffüllten, um weiterzufahren nach Khirbet al-Mafjar, einem umayyadischen Wüstenschloss, dessen Stuckdekor im letzten Eintrag schon bildlich untergekommen ist. Leider waren die schönen Mosaike im Badehaus verdeckt, und uns quälte die Hitze etwas. Aber endlich kann ich sagen: ich war dort.
Auf der Rückfahrt ging es noch zum Makam Nabi Musa, einer Moschee mit Kenotaph des Propheten Moses, der laut Salah ad-Din nicht auf dem Berg Nebo, sondern im Heiligen Land gestorben sei.
Mit Julie ging es dann zu einer Graduate-Studies Abschiedszeremonie in der Hebrew University, wo wir uns satt fraßen, danach durch den ergreifenden Botanischen Garten, wo ich - Unkraut zwar - den größten Spitzwegerich, den ich je gesehen habe, mit meiner Handy-Kamera aus Versehen filmte und nicht photographierte (ein Oscar ist mir für diese Meisterleistung gewiss!). Mit dem Taxi fuhren wir danach zu einem Mitstudenten von ihr, der uns noch einmal bekochte und dann abenteuerlich in seinem Auto (ich saß bequem auf einem Rasenmäher, Julie auf mehreren Dekameter Gartenschlauch) zum Kino fuhr. Noch einmal der Piaf-Film, den ich schon in Deutschland nicht gut fand. Diesmal aber auf Französisch und mit viel Gelästere unsererseits dabei, also auch ein schöner Abend.

Labels: , , , ,