9/07/2006

jerusalem II – jerushalaim shel trash

Am Anfang, so schrieb der Evangelist nicht, stand die Frustration. Wahrlich, es hätte so schön sein können. Selbstsicher und zu allem bereit marschierten Sasan und ich voran, etwa 6-7 Leute aus unserem Grüppchen hinterher, der Haram ash-Sharif war das Ziel. War ich an Ostern relativ problemlos hinaufgekommen, so waren wir adleräugig schon im Bilde, dass die Öffnungszeiten mal wieder oder immer noch sehr reglementiert und doch willkürlich sind. Informiert waren hingegen wir, und eigentlich, ja eigentlich hätte es keine Probleme geben sollen. Doch: Für Nichtmuslime kein Zutritt. Doch: Wir waren vorbereitet. Etwas, was man landläufig wohl eine Notlüge nennt, riskierend, erklärte ich dem Wächter, dass Sasan und ich Muslime seien, und unseren christlichen Freunden dahinten doch so gerne den Tempelberg zeigen würden. Ok, wir beide dürfen rauf, die nicht. Ok, damit wollten wir uns nicht abfinden – eine heitere Diskussion später hatte sich die Ausgangslage zu unseren Ungunsten verschlechtert. Sasans Name wurde als ebenso persisch wie unmuslimisch eingestuft, und auch meine herzzerreißende Story vom russischen Emigrantenmuslim, der nun die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt, driftete ins Unwahrscheinliche ab, als ich zugab, den Koran leider nur auf Russisch und Deutsch rezitieren zu können. Keine Fatiha, kein Zugang. C’est la vie.

Nun konnte es nur noch eine einzige Kompensation geben: Julie, Sasan und ich gingen Einkaufen. Freilich, wir haben keinen Preis ausgeschrieben, wer das trashigste Objekt erwirbt, aber ich glaubte mich siegessicher mit... dem Mitbringsel für meinen Hund (das kann ich natürlich nicht verraten, er liest ja den Blog) – auch wenn das Mitbringsel für Bernhard in Bamberg ähnliche Trashausmaße annehmen könnte. Doch: auch hier wieder Ernüchterung – das Plastik-Kriegsspielzeug, das Julie für entweder ihren Bruder oder Freund kaufte, konnte eben doch nicht getoppt werden. C’est la vie. Nach freudigen Einkaufsorgien in Englisch, Arabisch, Griechisch und Hebräisch (nun ja, letzteres eher rudimentär) – erholten wir uns dann geschlagene vier Stunden bei Orangensaft und Wasserpfeife noch einmal im Jerusalem-Hotel, bevor wir dann gestärkt, geschwächt, reicher und ärmer unsere Heimreise nach Beersheva antraten.


(Irgendwie lassen sich gerade nicht alle Bilder einfügen, aber ich arbeite daran...)