9/28/2007

addio roma

Morgen bringt mich der Zug nach Regensburg, übermorgen das Auto hoffentlich sicher nach England. Die Koffer sind gepackt. Hier wie dort. In den letzten Tagen gab es noch viele Verwirrungen wegen Oxford, so dass ich mich gegenwärtig gar nicht so freue, wie es sich eigentlich gehören würde. Nun noch kurz Revuepassieren lassen, was in den letzten Tagen in Rom noch so los war:

Heute machte ich einen kleinen Stadtrundgang zu meinen Lieblingsorten, besuchte noch einmal S. Andrea della Valle, S. Ignazio, Il Gesù.

Ansonsten habe ich wirklich nicht viel touristisches Programm gemacht, und vor allem: gar keine Photos. Es war mir zu viel Mühe, mit dem schweren Photo durch die Stadt zu laufen, wenn ich mich mit Freunden traf. Und das habe ich ja eben die meiste Zeit gemacht.

Einen Höhepunkt stellte allerdings der Romkurs dar: Eine Veranstaltung des Historischen Instituts für etwa fünfzehn Studenten aus ganz Deutschland. Mit sehr kompetenten Führern kam man an Plätze, die einem sonst verschlossen bleiben. Und wir zwei Praktikanten am Institut durften überall mit. So konnte ich mich freuen, eine Führung durch das Vatikanische Geheimarchiv mitmachen zu dürfen, die weit hinter die eh schon schwierig zugänglichen Lesesäle führte. Historisch bedeutende Urkunden wurden uns gezeigt, etwa die Papstwahl von Coelestin V. (1294) mit elf wunderbar erhaltenen Kardinalssigeln, davon eines des Nachfolgers Bonifatius VIII. Oder aber den Bann über Luther. Klar, dass das den deutschen Stipendiaten gezeigt wird.

Mit dem Institutsdirektor Prof. Dr. Matheus ging es u.a. in die Ausgrabungen unter S. Chrisogono in Trastevere – und mit dem Kunsthistoriker Arnold Nesselrath (vgl. Artikel), der Direktor der nachantiken Sammlungen der Vatikanischen Museen ist, in die Loggien des Raffael. Die wurden nach dem Tod von Bramante unter Raffael weitergebaut und ausgemalt und sind normalerweise dem Publikum nicht zugänglich.

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9/27/2007

got it

Especially for Avner and Omer:

(אני אוהב ב... את-האפיפיור (יוחנן פאולוס השני

Sorry, the sold only the late one. Hope he meets your expectations...

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9/22/2007

nachtaktiv

Heute zu später Stunde war ich mit einem syrischen Counter-Tenor armenischer Abstammung einen Orangensaft trinken...

Ich weiß, allein dieser Satz ist schon kein schlechter Einstieg für eine großartige Geschichte, die mich zu noch späterer Stunde in Angst und Schrecken versetzt hat. Nach mehreren Busumsteigeaktionen stieg ich bei der Metrostation Cornelia aus, um zu Fuß durch die Via di Torre Rossa zum Institut zu gehen. Für 2:30 Uhr die beste Lösung, Busse bis vor die Haustüre sind dann Glückssache.

Nun kommt der Orangensaft ins Spiel. Ich (pardon – es ist leider handlungstragend) spürte einen natürlichen Zwang, dem ich nicht mehr bis zuhause standzuhalten in der Lage war. Nun stehen auf ein paar dunklen Parkplätzen vor der Villa Carpegna hier um die Ecke einige kaputte Straßenkehrmaschinen sichtbehindernd zwischen den Autos. Ich beschloss, dass das der ideale Platz sei, um meine Blase zu erleichtern. Was ich nicht ahnte: Ein etwas weniger harmloser Mensch als ich beschloss, dass das just der ideale Platz sei, um ein Auto zu knacken. Um es kurz zu machen: Wir erschraken beide und rannten gleichsam unverrichteter Dinge nach halber Arbeit von dannen.

Wer also vor der Villa Carpegna ein Auto findet, dessen rechter Vorderreifen feucht und dessen linkes Hinterfenster eingeschlagen ist, der wundere sich bitte nicht.

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9/17/2007

stein auf stein... zum fest wird alles fertig sein.

Oder auch nicht. Der Countdown läuft, morgen wird das Haus IV feierlich mit Staatssekretär, Kardinal und Landesbischof eröffnet. Ein paar Bemerkungen:
  • Der frisch ausgelegte Rollrasen war wohl nicht ordentlich unterfüttert. Heute waren auf einmal gewaltige Krater im Boden, wo das Terrain abgesunken ist. Ein bisschen wie Kornkreise... Also: Rasen noch einmal wegrollen und mit Bauschutt auffüllen, Rasen drüber. "Unter den Teppich kehren" nennt man so etwas, oder?
  • Gut gewässert werden die Grünanlagen schon. Heute habe ich auf der sonnigen Südseitenrasenfläche vor dem Haupteingang die ersten ausgewachsenen Schwammerln wachsen gesehen. Wird es etwa Herbst in Rom?
  • Kunst wurde aufgehängt im ehemals sterilen Treppenhaus. Seltsame Sachen, christlich motiviert schon... Aber irgendwie macht der Verkündigungsengel mit seiner Hand unzüchtige Dinge bei der Gottesmutter, und bei der großen Kreuzigung daneben konnte sich zumindest mein ebenso gut katholischer Mitpraktikant des Eindrucks von "Christus versucht die Schrottpresse zu stoppen" nicht erwehren. Mal sehen, was morgen Kardinal Karl Lehmann dazu sagt. Vielleicht ähnliche Dinge wie sein Amtskollege Meisner?

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9/16/2007

endlich: tourist

Nachdem ich bislang immer nur zum kulinarischen Vergnügen in der ewigen Stadt unterwegs war, habe ich gestern zum ersten Mal diesen inneren Schweinehund (sein Bruder, der mich vom Laufen im schönen Park der Villa Doria Pamphili abhält, ist noch existent) besiegt und Kirchen angeschaut. S. Andrea della Valle mit dem Grab Pius' II., eine weitere, deren Namen ich schon vergessen habe, Ss. 12 Apostoli und Ss. Quattro Coronati. Begleitet wurde ich großteils von Panos, der am letzten Mittwoch im DHI einen Vortrag zu seiner Promotion über Kardinal Bessarion gehalten hat. Nach einem Kaffee mit ihm machte ich mich dann auf zu Stefan, der gerade Eva Maria zugästin hat. Zudritt dann noch auf ein Konzert vor dem Lateran (MTV Italia hat irgendein Jubiläum, zehn Jahre glaube ich), doch dort übermannte mich die Müdigkeit, und ich machte mich auf den fast zweistündigen (vom Lateran ohne U-Bahn zum Termini, von dort dann recht flott der Nachtbus bis U-Bahn Cornelia, von dort zufuß weiter) Heimweg.

Eva Maria ist es auch, die verantwortlich zeichnet, dass ich mich, auch wenn ich Kirchen anschaue, von der touristischen Masse absetze. Denn sie schenkte mir zum Geburtstag ein Rom-Notizbuch, das ich jetzt - nicht ganz ohne Ironie - in 19.-Jahrhundertsmanier kultiviert befülle (ich konnte es mir nicht verkneifen, auch wenn mir die Epigraphik in diesem Jahr zwei böse Streiche gespielt hat, einige Inschriften aufzunehmen, und etwa das Kardinalswappen von Bessarion rasch zu skizzieren).

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9/14/2007

kampf mit der maschine

Heute veranstaltet das DHI eine Giornata di studi zum Thema "Die Delegation der plenitudo potestatis? Päpstliche Legaten im 15. Jahrhundert". Meine fleißige Teilnahme wurde heute morgen durch mein Schlafbedürfnis (wegen des anstrengenden Marsches auf, äh durch Rom gestern) erst einmal verhindert, und eben hindern mich die Tücken der Technik: Die Waschmaschine wird und wird nicht fertig, so dass ich jetzt noch einen Vortrag ausfallen lassen muss. Naja, ab 16.oo Uhr bin ich dann bis zum Schluss dabei.

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9/13/2007

neidappt...

Von der Busstation an der San Giovanni dei Fiorentini-Kirche bis zum Institut hinauf dauert der Fußweg nachts, wenn die letzten regulären Busse abgefahren - und der erste Nachtbus noch nicht gefahren sind, ziemlich genau sechzig Minuten. Woher ich das weiß? Ach.

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9/12/2007

gartenfreuden

In ein paar Tagen wird Haus IV des Historischen Instituts mit viel Tamtam eingeweiht, deswegen wurde heute auch der Rasen für den Platz um den großen Spritzbrunnen, der auch noch nicht plätschert, geliefert. Was man mit Steuergeldern nicht alles ausrollen kann. Aber: che bello!

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ja wo fliegen sie denn...

Die ersten Romfahrer haben nun schon dank digitaler Technik Urlaubsphotos an mich in Rom geschickt und mein E-Mail-Postfach ins Wanken gebracht. Voila: Omer und ich beim Begutachten der römischen Taubenszene. Prädikat: besonders künstlerisch wertvoll.

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9/10/2007

alltäglichkeiten

Mensch werde wesentlich.
So sprach der große Gegenreformator und religiöse Dichter Angelus Silesius. Da es keine wesentlichen interessanten Neuigkeiten zu berichten gibt, und ich auch nicht wie der Schlesier
Geist-Reiche Sinn- und Schluss-Reime zu liefern vermag, habe ich mich in den letzten Tagen emailtechnisch noch wortkarger gegeben als sonst schon.

Meine Tage hier am Historischen Institut laufen recht regelmäßig ab. Ich beginne meine Arbeit gegen 9.00 Uhr (hoch anspruchsvoll ist es nicht, die meiste Zeit arbeite ich für meine eigenen Hausarbeiten) und verabschiede mich dann zum Mittagessenkochen gegen 13.00 Uhr. Der Nachmittag ist für ausgiebige Romspaziergänge reserviert, meist treffe ich mich mit diversen Leuten (gerne vor S. Maria Maggiore, die ich jetzt in einer Woche tatsächlich zufälligerweise schon fünfmal mit Freunden besichtigt habe...).

Dero sind zum Beispiel:

Stefan aus Regensburg, der ja nun in Rom studiert. Terezie aus Bamberg, die in Rom pilgerte. Wiebke aus Schottland/Würzburg und neuerdings Bamberg (mit der ich 2005 in Syrien war), die in Rom Urlaub macht. Jürgen aus Wien, der in Rom Praktikum macht. Avner und Omer aus Tel Aviv, die in Rom Urlaub mach(t)en und alle 3-Sterne-Ziele ihres Reiseführers geschafft haben. Uli aus Mainz, der hier in Rom mein Mitpraktikant ist. Agnes aus München (mit der ich auf der Kampanienexkursion war), die jetzt in Rom Urlaub macht und bald hier studiert. Stefano aus Rom, mit dem ich Italienisch/Englisch Sprachtandem mache.

Und mit diesen Menschen:

Laufe ich von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit. Trinke ich Kaffee. Esse ich Eis. Gehe ich zum Abendessen. Kaufe ich Bücher. Bestaune ich Touristenkitsch. Rede ich über die EU-Osterweiterung. Gehe ich abends feiern. Lerne ich unanständige Wörter auf Hebräisch (guess who it is), übe ich Italienisch. Übe ich das Aufpeppen von Fertig-Pasta-Soße. Lass ich mir die Funktionsweise von demotischen Hieroglyphen erklären. Lästere ich über die kleinen Römer. Trinke ich abends Wein auf der Spanischen Treppe. Bestaune ich Feuerwerke. Warte ich auf unpünktliche Busse. Schmiede ich Wiedersehenspläne in England, Italien und Israel.

So sieht es aus, langweilig wird mir nicht, ich bin außergewöhnlich entspannt – um mit Heller/Qualtinger zu schließen: es is alles unhamlich leicht. Nur voa Glück ned di Nerven verliern...

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9/05/2007

die vier wände

Nicht viel an Neuigkeiten, gestern war ich mit einer Mitstudentin aus Bamberg, Terezie, nachmittags noch einmal in S. Prassede und S. Maria Maggiore und danach mit ihr und einem anderen Bamberger (zusammen bilden sie wohl die kleinste Pilgergruppe Roms) eine lausige Pizza essen, worauf wir uns dann ganz touristisch nachts mit einer Flasche Wein auf die Spanische Treppe setzten.
Endlich konnte ich mich auch zu ein paar Photos meines Zimmers aufraffen. Die Besichtigung beginnt im Schlafbereich...

...und geht weiter über den geschicht kombinierten Schrank-, Eingangs- und Ankleidebereich...

...hier präsentiert sich der Arbeitsbereich...

...im Bücherregal meine Neuerwerbungen (die dunkelblauen und hellrosa Bände)...

...und unspektakulär: das Bad mit der riesigen (hier nicht zu sehenden) Dusche.

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9/03/2007

jäger des verlorenen schatzes

Auf der Suche nach einem Bankautomaten der Deutschen Bank, deren Kunde ich ja seit wenigen Tagen bin, verschlug es mich nach einem kleinen Stadtrundgang mit Stefan und seinen Eltern (S. Prassede, S. Maria Maggiore, Il Gesù, S. Maria sopra Minerva) in die verhängnisvolle Unterführung... Eigentlich wollte ich nur die Via del Tritone unterqueren. Soweitsogut. Mit dem festen Vorsatz, stark zu bleiben, durchquerte ich also die Unterführung, die – das muss man wissen – eine recht stattliche Remittenden-Buchhandlung ist. Doch was sahen meine glücklich blinzelnden Augen: Alle Bücher auf 1, 3 oder 5 Euro reduziert. Natürlich drehte ich mich um.

Jetzt besitze ich eine halb komplette Ausgabe von Livius-Textausgaben. Natürlich keine kritischen, aber was will man für einen Euro pro Band erwarten. Dafür eine knuffige italienische Interlinearübersetzung zusätzlich unter dem Text. Che carino!

Weiter stöbere, fliege ich förmlich durch die Regale. Verzücktes Aufschreien: Nachdrucke von Inschriften-, Papyri und Münzkatalogen. Ich erstehe zwei kleinere Sammlungen von Papyruseditionen (eine kleine Recherche bei zvab ergab, dass sie im Original um die siebzig Euro kosten, in Rom drei). Beschließe, morgen wiederzukehren. Auf dem Weg zur Kasse dann Zitterkrämpfe: Ein Bildband über das Mausoleum des Itimad ud-Daulah in Indien für fünf Euro. Weil der Band so schön ist, wollte ich ihn mir schon fast für das Zehnfache in Deutschland kaufen.

Wer mich übrigens in Bamberg während meines Umzuges „Ich kaufe weniger Bücher“ hat ächzen hören: Das war sicher nicht ich. Nein. Sicher nicht.

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jetzt eben rom

Es gibt wieder Einträge hier, aus dem beschaulichen Rom, wo ich für die nächsten vier Wochen ein Praktikum am Historischen Institut mache. Hinab den Stiefel ging es mit der Bahn, recht angenehm und zuverlässig. Am Bahnsteig erwartete mich schon der Regensburger Stefan, ein Schulfreund, der just einen Tag zuvor sein Auslandsjahr an der Gregoriana antrat und in derselben Wohnung wohnt, in der auch Eva Marie – auch eine Freundin aus Regensburger Schulzeiten – einst wohnte mich dort beherbergte. Dort verbrachte ich auch die erste Nacht, um dann am Morgen schwer bepackt meinen Weg in die Vororte anzutreten.

Ich wohne am westlichen Ende des Parks der Villa Doria Pamphili – und ja, wenn man das Ende der Welt am Vatikan spiegelt, dann müsste ungefähr dessen Koordinaten herauskommen. Doch alles ist etwas weniger zappenduster, als ich schon annahm: Es gibt Nachtbusse, auch wenn sie zwischen 01:00 Uhr und 5:00 Uhr nur dreimal (wann, weiß man nicht so genau) verkehren. Also. Was will man mehr.

Zu meiner Arbeit schreibe ich demnächst mehr. Mein Zimmer verdient jedoch kurze Erwähnung (Photos morgen bei Tageslicht und weniger Müdigkeit): War ich instituthaften Luxus schon aus Beirut gewohnt, und kannte ich feudales Wohnen aus dem Budapester Priesterseminar (wo einst Zsuzsi mir ein phantastisches Zimmer, leider nur für vier Tage, vermittelt hatte). Nun wohne ich auf deutlich mehr Quadratmetern als in meinem großen Bamberger Zimmer, wandle über niegelnagelneues Schiffsbodenparkett mit passenden Sockelleisten (dunkle Eiche), spiele mit den automatischen Rolläden, brauche nur über den Gang in eine (der Fachmann erkennt dann doch einige Ikea-Elemente...) rote Designerküche mit Schieferplatten auf dem Fußboden und kostenlosem Kaffee im Kühlschrank zu gehen und kann mich im parkhaften Ambulatorien-Garten verlustieren. Und ich kann mich in mein riesiges Korbgeflechtbett werfen, und genau das, werde ich gleich tun...

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