9/27/2006

kennt ihr das land?

Noch bevor ich alles losgeworden bin, was loszuwerden noch an Israel-Altlasten in mir steckt (Fortsetzung folgt), geht die Reise schon weiter: Heute um 12.43 Uhr holt mich der Zug nach München, von wo ich direkt nach Neapel fliegen werde. Ex oriente lux. Und fängt der Orient nicht gleich hinter Neapel mit seinem großen orientalistischen Institut an (nicht wahr, Philipp!)?
Nicht mehr ganz orientalisch geht es dann weiter: Am 06. Oktober lande ich dann in Bonn, wo ich an einem Kolleg zu Monotheismus und Islamismus (ein weites Feld – und oriente wie nochmalwas) teilnehmen werde. Wann und wie und ob ich Nachricht aus Neapel abstatte, weiß ich noch nicht. Und einen Abend werde ich auch noch in Rom verbringen und inshallah mit Eva Maria die Caracalla-Thermen bei der FAO unsicher machen. Meraviglioso! Und noch eine Meldung aus dem Osten, die Griechischen Verbtabellen gehen in die zweite Auflage – und die Korrekturen sind abgeschlossen. Sind erledigte Arbeiten nicht immer die schönsten?

Poi, ci vediamo – ob in Bamberg, Regensburg, Berlin oder sonstwo: das neue Semester kann beginnen!

(das künstlerisch ungemein hochwertig verfremdete Photo fällt dem in Beersheva geschulten Beobachter natürlich knackig ins Auge: richtig, es sind Katharina und die Cumquat vor dem Haus von Arif-Arif, dem Seltsamen. Und der Tiger im Hintergrund? Genau, er fängt mit "D" an und kommt aus Braunschweig)



9/24/2006

nachtrag I: roma doppia

Wie einige schon feststellen durften oder auch mussten, hat mich die Heimat wieder. Dieser Zustand ist gar nicht so selbstverständlich, wie die Banalität dieses Einstiegsatzes es erahnen lässt. Denn die gute Fluggesellschaft Alitalia hat nun auch den letzten ihrer treuen Befürworter verloren. Per Wireless-Lan gab ich noch am Ben-Gurion Flughafen in Tel Aviv nachhause Bescheid, dass alles wie am virtuellen und aerolimanischen Schnürchen liefe. Stimmte auch, sogar die Eisverkäuferin hat mir stolze 10 Agorot Nachlass für mein letztes Eis gewährt, als sie gesehen hatte, dass ich a) diese nicht besitze und b) ein neckisches Umhängetäschchen von der Ben-Gurion mit mir führte, das ihr kundtat, dass ich es zumindest bestimmte Zeit in ihrer Heimatstadt Beersheva ausgehalten hatte. Nachdem wir uns munter auf Hebräisch gegenseitig versicherten, wie vortrefflich schön es doch dort sei – und uns nicht so recht erklären konnten, wieso wir offensichtlich beide nicht mehr in Beersheva sind, konsumierte ich die besagte Milchspeise und stieg mit einem frischen Corriere della sera bewaffnet in den Flieger – diesmal ohne religiöse Turbulenzen wie auf dem Hinflug, wenn man von den durchaus bewegten Artikeln im Corriere über die angeblich antimuslimischen Worte des Papstes in meiner schönen Heimatstadt einmal absieht.
In Rom-Fiumicino setzte ich erstmal eine SMS an Eva-Maria Richtung Santa Maria Maggiore ab und kaufte natürlich noch ein Buch. Wie gerne hätte ich just an ihrem Todestag noch das letzte Pamphlet von Oriana Fallaci, La forza della ragione
, erworben. Doch im Gegensatz zum Mailänder Flughafen, der voll von Büchern der Florentinerin ist, war es in Fiumicino schon schwierig genug, zwischen Rosamunde Pilchers anders gearteten Pamphleten noch wenigstens einen belanglosen neuen Roman von Andrea de Carlo zu finden, aber man will sich nicht beschweren.
Mit dem frisch erworbenen Büchlein bewaffnet schleppte ich mich und meine fünf Taschen Handgepäck vorbei an einem Telephon, von dem meine lieben Eltern zuhause zum Losfahren gen München gerufen wurden, an das Gate.
Etwas ärgerlich war es schon, dass wir immer wieder vertröstet wurden, doch richtiges Entsetzen machte sich eher breit, als dann 21.30 Uhr (21.05 Uhr hätte der Flieger starten sollen) der Flug ganz gecancelt wurde. Angeblich kein Streik, sondern eine Folge der hohen Landegebühren in München, die sich verdoppeln, wenn ein Flugzeug nach 23.00 Uhr dort ankäme. Offensichtlich war es billiger für Alitalia, alle fünfzig Passagiere in ein ganz schönes Hotel (ok, zugegeben: es war im Vergleich zu den Backpackerabsteigen in Syrien, zum Wohnheim in Israel, zum Priesterseminar in Budapest und den Jugendherbergen in England definitiv das beste Hotel, in dem ich in den letzten vier Jahren genächtigt habe). Doch an der schönen Einrichtung hatten wir allesamt wenig Freude, da wir erst um 1.00 Uhr nachts ankamen und bereits um 6.00 Uhr wieder im Bus zum Flughafen saßen. Ich hatte noch viel weniger Spaß, hatte ich doch alles, was mir unnötig erschien, bereits in Tel Aviv aus meinem Koffer verbannt: Ich besaß also keine Zahnbürste, -pasta, Haarshampoo, Kontaktlinsenbehälter und –flüssigkeit und so weiter und so fort. Da half auch die Lage an der Via Aurelia nichts, wo ich – nun auch endlich eine Erklärung des kryptischen Titels dieses Eintrages – ganz in der Nähe mit großer Wahrscheinlichkeit und inshallah ein Praktikum am Deutschen Historischen Institut im kommenden September machen darf.
Zurück aber zu meinen grün gekleideten Freunden am Alitaliaschalten morgens um 7.00 Uhr in Fiumicino. Um 15.40 Uhr sollte mein Ersatzflug gehen. Um wieder einen Bogen zu ziehen, und es mit Oriana Fallacia auszudrücken: Vi sono momenti nella vita, in cui tacere diventa una colpa e parlare diventa un obbligo. Ich schwieg also nicht, sondern verursachte eine wirklich orientalische Schimpforgie auf das bemitleidenswerte Bodenpersonal, dem ich einen Blockadestreik ihres Schalters androhte („ich geh hier nicht eher weg...“) – und hatte Erfolg: Einige Stunden später saß ich in einer Lufthansamaschine und kam so doch noch irgendwie ins heimatliche Bayern...

9/13/2006

the show must go on

Ob Jippieh, Joffi oder Hurra: Auch in den nächsten Tagen und Wochen wird es hier noch Berichte und Photos aus Israel geben. Für mich heißt es morgen erstmal früh raus, das Zimmer in einem ordentlichen Zustand verlassen und dann mit der Bahn nach Tel Aviv. Nach x-mal neuen Plänen geht es nun doch dort auch zum Übernachten, aber Sasan und ich fahren noch morgen weiter nach Akko, laufen dort auf den Spuren der Kreuzfahrer durch die Stadt und kehren dann über Haifa zurück nach Tel Aviv. Inshallah.
Für die letzten Photos übrigens noch einmal Dank an Julie. Auch vom ha-Dag Nahash-Konzert gibt es nun das langersehnte Bild.

große kunst im jerusalem-hotel

Heute habe ich Julies Photos bekommen, herzlichen Dank! Woran erinnert den kunstbeflissen Beobachter dieses Bild mit zwei adretten jungen Herren im Jerusalem-Hotel? Genau - Liebermanns Biergarten, wie passend, dass im Hintergrund des ersten Bildes für das Taybeh-Oktoberfest geworben wird. Na denn, Prost!

from israel with love...

Mit Abstand die schönste Postkarte, die Jerusalem je produziert hat. Entdeckt von Sebastian.

9/10/2006

ausnahmezustand erreicht

Man stirbt vielleicht nicht, wenn man arabisches Wasser trinkt. Trotzdem gestaltete sich das Trinkverhalten so mancher Teilnehmer aus der heutigen Ausflugsgruppe etwas zaghafter als das sonst der Fall ist. Denn heute waren wir im Zoo. Nein, stimmt gar nicht, wir hatten heute die lang ersehnte Beduinenexkursion. So richtig aufgepasst, was die dort erzählt haben, hat eigentlich niemand. Vielleicht, um auf subjektive Vermutungen umzusteigen, wollte man die illegalen Siedlungen der Beduinen schon gerne sehen, so richtig etwas drüber wissen aber nicht. Vielleicht auch, weil alles ganz lange gedauert hat mit dem Übersetzen vom Arabischen ins Hebräische ins Englische. Ganz ehrlich: ermüdend. Und dann wurde einem auch noch viel zu süßer Tee und eventuell todbringendes Leitungswasser angeboten. Genug der Subjektivität: Ganz objektiv ist für mich der Zeitpunkt erreicht, an dem ich mich freue, bald wieder aus diesem irren Land wegzukommen, in dem man – so habe ich den Eindruck – chronisch dazu neigt, die Augen zu verschließen vor zum Himmel schreienden Unrecht, ganz egal, ob es von Israelis, Palästinensern, Juden, Beduinen, Äthiopiern oder Ultraorthodoxen verursacht wird. Es ist wahrscheinlich für alle, die hier leben, die einzige Möglichkeit, um nicht total verrückt zu werden. Wer kann, fährt an einen der schönen Strände und taucht ab oder rennt schreiend in den Wald (künstlich angelegt natürlich). Bevor ich nun mit einem Glas israelischem Leitungswasser, das genauso stinkt oder nicht stinkt wie das der Beduinen, auf mein Rückflugticket für Freitag anstoße, muss ich mich doch noch etwas echauffieren über den heutigen Ausflug: Welche Botschaft schwingt in der fünfmal wiederholten Aussage "Dort, wo der [schöne, grüne] Wald aufhört, fängt die [karge] Westbank an" mit? Und wer als Deutscher vor der israelisch-palästinensischen Mauer klatscht und johlt, hat einfach aus der Geschichte nichts gelernt. Und wenn eine Teilnehmerin in der Jerusalemer Altstadt meinte, sie kaufe lieber bei Juden ein, weil Araber Betrüger seien, so erinnert das an längst totgesagte Zeiten nur mit Vorzeichenfehler. Prost also, und morgen wird auch wieder die Sonne scheinen und der Himmel voller Goodnews über der so großen Wüste hängen.

9/09/2006

ein zeitungsständer in beersheva

Man spricht... russisch.

kunstgegenstände, die der weltöffentlichkeit nicht unbekannt bleiben sollten

Die Universität Beersheva fußt ja wie der gesamte Staat Israel, äh... wie vieles im Staate Israel auf privaten Stiftungen und Spenden vornehmlich aus den Vereinten Staaten. So gibt es kaum ein Gebäude, einen Platz, eine Sitzbank oder einen Baum auf dem Campus, der oder die nicht stolz auf seinen Spender verweist. Besonders potente Geldgeber dürften wohl auch ein Bild von sich aufhängen. Ich lasse die beiden beigefügten Kunstleistungen unkommentiert. Die Farben sind übrigens durch Internet und Photographie nicht verfälscht.

swimming sushi

Das wochenlange Training im Swimmingpool des Ben-Gurion-University-Sport-Centres hatte sich gelohnt. Zuerst etwas ungläubig, dann zusehends begeistert folgten Julie und ich Sasans Aussage, in Eilat gäbe es „so große bunte Fische“. Und ja, man kann nur begeistert und zustimmend sagen: Ja, da gibt es so große bunte Fische, und alles ist größer und bunter und toller als man sich das überhaupt erträumen würde. Man leiht sich für ein paar Stunden eine Taucherbrille, Flossen und einen Schnorchel aus – und das Vergnügen kann losgehen. Zugegeben, ich war zu dumm für den Schnorchel, aber dafür hat sich das Bahnentauchen im Schwimmbad von Beersheva bezahlt gemacht, und ich kann ganz famos lange die Luft anhalten und ordentlich tief hinuntertauchen. Was einen da erwartet?
Meine guten armen Eltern erinnern sich sicherlich noch an die „Ich-will-ein-Aquarium-Zeit“, - wenn sie schon weder Guppy noch Neon ins Regensburger Heim gebracht hat, so konnte ich wenigstens jetzt noch einigermaßen zufrieden stellende Bestimmungen machen: Unzähle Falterfische, wirklich knuffige Drückerfische, bunte Doktorfische, kleinkindgroße Papageienfische, zahlreiche Clownsfische in Seeanemonen (indeed: finding Nemo...), ein wunderschöner Kaiserfisch und ein nicht minder toller Blaupunktrochen, beide entdeckt von Sasan. Julie hingegen ortete – wider Willen – all das, was an Gefahr im Roten Meer so lauert: Majestätische Rotfeuerfische (wie in den Aquarien der Chinarestaurants) und vereinzelte Barracudas.* Und den nahenden Sonnebrand, der zumindest meinen Rücken nun schon leicht piesackt (ja, trotz Sonnenmilch) – und zumindest auf meinen Waden bösartig zu werden verspricht. Aber, da waren wir uns allesamt einig: Der Tag war den übelsten Sonnebrand wert.

*Eigentlich hatte ich geschrieben: „zum Glück nur vereinzelte Barracudas“ – doch mittlerweile habe ich mich in den weiten des Internets schlau gemacht: Gerade einzelne Barracudas werden als „äußerst gefährlich“ eingestuft und von Tauchern mehr gefürchtet als Haie. Warum sagt einem das keiner vorher?

Natürlich hat es bei mir noch nicht zur Unterwasserphotographie gereicht. Mit dem Schwimmen und Tauchen und Flossen wäre ich damit auch sicherlich auch überfordert gewesen, deswegen sind die Photos der Wikipedia entnommen...

massada im morgenlicht

Die Zeit vergeht, und das letzte Wochenende meiner Israelzeit neigt sich jetzt in den frühen Morgenstunden des Sonntags immer mehr seinem sicheren Ende entgegen. Natürlich hatte jeder Ausflug seine besonderen Züge, doch das letzte Wochenende lässt sich wohl zurecht als Krönung bezeichnen. Lustig ging es schon los. Um 3.30 Uhr sollte ja die Abfahrt sein. Meinereiner hatte sich infolge großer Müdigkeit schon vor Mitternacht verabschiedet. Sasan, auch dieses Wochenende auf Besuch aus Jerusalem, kam erst ein ordentliches Stückchen später heim und schaffte es wahrlich vortrefflich, und das muss schon mal gesagt sein(!), das gute Bild, das mein muslimischer Mitbewohner Assad von mir hatte, in gar kurzer Zeit zu verkehren. Spätestens als er unter der Dusche lauthals fromme arabische Sprüche sang, und im Vorzimmer ständig sein Handywecker lostutete, dürfte die deutsch-arabische Freundschaft von Zimmer 136 stark in Mitleidenschaft gezogen worden sein. Aber Schwamm drüber, für die „sportliche Gruppe“ hieß es dann ‚im Frühtau...’, für Sasan ‚im Vollrausch zu Berge’, was sich allerdings beides nicht sonderlich schwierig gestaltete. Diesbezüglich gleicht die Sommeruniversität tatsächlich eher Rentner-Tours. Aber der Sonnenaufgang über dem Toten Meer, der weite Blick, leise Würggeräusche hinter zart beschienenen Felsen... das alles war den Aufstieg wie auch das Aufstehen wert. Die Führung mit der „sportlichen“, d.h. mit der amerikanischen Gruppe, erwies sich hingegen eher als etwas sehr abgespeckt und pathetisch: Stand proud together. And keep the site clean. Speziell für Stefan Zinsmeister: Massada will never fall again. Oh no. Oh yes. How great.
Da lohnte sich das Warten auf die deutsche Gruppe (das zudem mit einem einstündigen Vormittagsschlaf verbunden war). Nun unter der Führung des Bibelarchäologen Gunnar Lehmann erfuhren wir dann, weswegen Massada im modernen Israel auch wieder fallen dürfte, lernten über Flavius Josephus’ Einstellung zum Selbstmord und wurden in erste Tiefen der innerjüdischen Gruppierungen in der Zeit des Jüdischen Krieges eingeweiht.
Nach dem etwas schweißtreibenderen Abstieg von Massada ging es dann ins direkt ins Tote Meer: Ich kann nur sagen – ein interessantes Gefühl, nur noch wie ein Korken durchs Wasser hüpfen zu können bzw. für Menschen, die so leichtfüßig sind wie ich, bei molligen 38°C Wassertemperatur im Salzmeer treibend Walzer zu tanzen. Das hätte mal Sonja sehen sollen...

hitchcock at masada?

Man ist ja tierlieb - und deswegen ein - zugegebenermaßen kurzer - ornithologischer Eintrag: Nicht nur der Sonnenaufgang, sondern auch der erste Vogelgesang erwartete uns auf Massada. Großes schwarzes Federvieh, mit dem, das sollte sich bald herausstellen, auch Tippi Hedren ihren Spaß gehabt hätte. Lauter als jeder Touristenführer und frecher als Oskar. Aber auch irgendwie nett.

(Philosoph und Vogel)

9/07/2006

auch in jerusalem

Ein Hydrant im Künstlerviertel. Schön, bei all den putzigen und geleckten Gässchen auch ein gar so menschlich Ding zu sehen...

al-bahrein

Nein, keine Sorge, soweit trägt es mich nicht, aber der arabischen Wortbedeutung des Emirates gemäß gibts morgen auch bei mir "zwei Meere", das Tote und - oh Wunder - das Rote. Um 3.oo Uhr geht es los mit dem Bus nach Massada, wo wir in den Morgen hineinwandern, dann Besichtigung, Baden am Toten Meer - und mit Sasan und Julie dann zum Schnorcheln ans Rote Meer mit Übernachten in Eilat. Ahoi!

jerusalem II – jerushalaim shel trash

Am Anfang, so schrieb der Evangelist nicht, stand die Frustration. Wahrlich, es hätte so schön sein können. Selbstsicher und zu allem bereit marschierten Sasan und ich voran, etwa 6-7 Leute aus unserem Grüppchen hinterher, der Haram ash-Sharif war das Ziel. War ich an Ostern relativ problemlos hinaufgekommen, so waren wir adleräugig schon im Bilde, dass die Öffnungszeiten mal wieder oder immer noch sehr reglementiert und doch willkürlich sind. Informiert waren hingegen wir, und eigentlich, ja eigentlich hätte es keine Probleme geben sollen. Doch: Für Nichtmuslime kein Zutritt. Doch: Wir waren vorbereitet. Etwas, was man landläufig wohl eine Notlüge nennt, riskierend, erklärte ich dem Wächter, dass Sasan und ich Muslime seien, und unseren christlichen Freunden dahinten doch so gerne den Tempelberg zeigen würden. Ok, wir beide dürfen rauf, die nicht. Ok, damit wollten wir uns nicht abfinden – eine heitere Diskussion später hatte sich die Ausgangslage zu unseren Ungunsten verschlechtert. Sasans Name wurde als ebenso persisch wie unmuslimisch eingestuft, und auch meine herzzerreißende Story vom russischen Emigrantenmuslim, der nun die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt, driftete ins Unwahrscheinliche ab, als ich zugab, den Koran leider nur auf Russisch und Deutsch rezitieren zu können. Keine Fatiha, kein Zugang. C’est la vie.

Nun konnte es nur noch eine einzige Kompensation geben: Julie, Sasan und ich gingen Einkaufen. Freilich, wir haben keinen Preis ausgeschrieben, wer das trashigste Objekt erwirbt, aber ich glaubte mich siegessicher mit... dem Mitbringsel für meinen Hund (das kann ich natürlich nicht verraten, er liest ja den Blog) – auch wenn das Mitbringsel für Bernhard in Bamberg ähnliche Trashausmaße annehmen könnte. Doch: auch hier wieder Ernüchterung – das Plastik-Kriegsspielzeug, das Julie für entweder ihren Bruder oder Freund kaufte, konnte eben doch nicht getoppt werden. C’est la vie. Nach freudigen Einkaufsorgien in Englisch, Arabisch, Griechisch und Hebräisch (nun ja, letzteres eher rudimentär) – erholten wir uns dann geschlagene vier Stunden bei Orangensaft und Wasserpfeife noch einmal im Jerusalem-Hotel, bevor wir dann gestärkt, geschwächt, reicher und ärmer unsere Heimreise nach Beersheva antraten.


(Irgendwie lassen sich gerade nicht alle Bilder einfügen, aber ich arbeite daran...)

jerusalem I - jerushalaim shel zahav

Schon seit einer Woche schuldig geblieben bin ich den Bericht über das Wochenende in Jerusalem. Dem will ich nun pflichtschuldigst nachkommen. Es gibt nur wenig zu sagen, außer dass es mir ausnehmend gut gefallen hat. Mit der Gruppe ging es wie immer um 7.oo Uhr los über eine landschaftlich sehr schöne Route. In der Stadt besichtigten wir die Ausgrabungen der Davidstadt, wanderten durch den unterirdischen, teilweise oberschenkeltief mit Wasser durchspülten Tunnel, besuchten dann Teile (durchaus mit auf das jüdische Jerusalem gerichtetem Focus) der Altstadt und dann ein wenig die Grabeskirche. Mit David fuhr dann ein kleiner Teil der Gruppe auf den Ölberg (Bild 1), doch um die Kirchen, die ich an Ostern nicht gesehen habe, zu besichtigen, war es auch diesmal zu wenig Zeit. Sasan, Julie, Sebastian, Lydia, Ruben, Esther, Joachim, Jörg, Christina, Deborah und ich (sicher habe ich jemanden vergessen) bezogen dann zwei Dorms in einem kleinen Hotel in der Altstadt – mit famoser Dachterrasse (Bild 3).
Mit Sebastian und Ruben machte ich dann einen Abendspaziergang durch Teile der Neustadt hinauf auf den Zion (Bild 2). Abends trafen wir uns zum Ausklang im Jerusalem Hotel – Funduq al-Qudds bei leckerem Essen, einer Wasserpfeife und Tanzeinlagen der umsitzenden Lokalgäste. Spätnachts machten dann Julie, Joachim, Sasan und ich noch einen riesigen Spaziergang durch und um die ganze Altstadt. Und auf dem Zion, hinter der Dormito, gab es dann noch die langsamste und größte Sternschnuppe, die ich je gesehen habe, zu betrachten. Fern aller physikalischer Bildung mag man es mir verzeihen, dass ich sie zuerst für eine Katjusharakete gehalten habe.

9/05/2006

für die fans

Selbstverständlich möchte ich offenlassen, ob sich das Wort 'Fan' auf die Flagge oder den Bären bezieht.

9/04/2006

ungeziefer, die zweite...

oder: (un)schäbiges feiern.
Zugegeben. Wenn wir etwas hier in Israel gelernt haben, so ist es das: Kakerlaken können verdammt schnell laufen und, ja, sie können fliegen. Und wenn man mal nicht mehr weiß, wo sie hingelaufen oder -flogen sind: Sie sitzen bevorzugt an Deinem Hals. Woher ich das weiß... Ein Gentleman schweigt und genießt.
Wie ich nun die Überleitung zu den Festivitäten der letzten 48 Stunden hinbekomme, das wird nicht leicht. Aber - zumindest als Versuch mag es gelten - hätten nicht Sebastian, Lydia, Julie, Maik, Ruben, Esther und Stefano eine wirklich überraschende Überraschungsfeier am Vorabend meines Geburtstages organisiert/mitbesucht, so wäre unser insektuatives Wissen deutlich niedriger. Aber bevor la cucaracha común unsere Runde in helle Aufregung, Panik, Entsetzen und vor allem Bewegung versetzte, gab es eine frische Flasche Gin und ein paar ebensolche mit Tonic, Eiswürfeln (ein Luxus!) und Zitrone. Hierfür sei an dieser Stelle ebenso herzlich gedankt wie für eine Runde Eis um Mitternacht (in der Tat kurble ich wohl die israelische Eisindustrie an, ach was, ich habe sie gerettet!), eine phantastische Karte mit einigen echten und vielen gefakten Unterschriften und die per se immer nette Gesellschaft.
Mit ähnlicher Besetzung, zusätzlich mit unserem Projektleiter David, Marian und Herrn Cuba libre und Frau Wodka ausgestattet, präsentierte sich dann der Folgeabend, der jedoch eben nicht mehr - und so schließt sich gar wunderbar der Bogen - mit unserer sechsbeinigen Freundin aufwarten konnte. Denn todesmutig hatte Lydia mit einem Besen dem Kakerlakendasein in unserem Partyraum (ok, in Sebastians Wohnung...) ein tierfreundliches Ende beschert, als sie das flugfähige Ungetüm (so groß wie mein Zeigefinger) beherzt aus dem Fenster warf, während die versammelte Herrengesellschaft entweder panische Veitstänze zum Besten gab oder sich apathisch von dem kleinen Pestilenzträger bekrabbeln ließ...