10/17/2007

immer up to date

Es ist mitnichten so, dass ich bei der Beschäftigung mit dem koptischen Verbsystem oder den Tiefen der Spätantike den Sinn für das Wesentliche und Aktuelle verloren hätte: Die Internetseite der Mittelbayerischen (meiner Regensburger Heimatzeitung) informiert mich wie eh und je.
Zum Beispiel, dass vor einigen Tagen in Niederbayern ein sechsbeiniges Kalb geboren wurde. Ja da schau an.

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10/13/2007

mein unileben

Für die, es interessiert, das mache ich hier an der Uni:

Graduiertenseminar Spätantike
Ein unheimlich anspruchsvolles Seminar bei meinem Supervisor Neil McLynn, in dem wöchentlich bestimmte Themen aus der Spätantike diskutiert werden. Die Leselisten enthalten mehr Texte als ich sonst für ein ganzes Hauptseminar vorbereitet hatte, aber es macht auch Spaß. Das Niveau ist ungefähr so wie die Diskussionen im Privatissimum bei Frau Bennewitz in Bamberg (wem das etwas hilft) – mit dem Unterschied das das hier eine der wenigen Veranstaltungen ist, bei der es danach keinen Wein gibt.

Seminar: Jüdische Geschichte und Literatur in griechischer und römischer Zeit
Der Dozent, Geza Vermes ist der Grandseigneur der jüdischen (antiken) Geschichte, Jahrgang 1924. Es besteht meistens aus Gastvorträgen, die Hörerschaft setzt sich zu einem großen Teil aus Professoren zusammen, und ob ich verstehe, worum es geht, hängt ein bisschen vom Zufall ab, ob ich eben zu den Themen überhaupt schon ein bisschen Ahnung habe. Letzte Woche z.B. ein Vortrag zum Pesher Habakuk aus Qumran.

Seminar: Einführung in die griechische Epigraphik
Das ist wirklich stressig, es geht nicht darum, wie aus Bamberg gewohnt, Inschriften zu übersetzen, sondern wirklich Transkriptionen von Steinen und Ergänzungen im Text vorzunehmen, eben richtig eine Edition zu erstellen. Das heißt, man muss alle altgriechischen Verbformen und Kasusendungen selbst bilden können. Wie gut, dass ich neben einem der vielen Griechen sitze...

Princeton-Oxford-Graduate-Seminar: Talking to Gods
Eine Art Ringvorlesung über Gebetsformen und –traditionen. Danach ist immer Besäufnis, wie nach den meisten Vorträgen...

Koptisch
Dreimal die Woche lerne ich also nun die jüngste der ägyptischen Sprachen, die lustige Worte mit silbischen Konsonanten hat (also wie Krk im Tschechischen). So heißt Fisch auf Koptisch Tvt. Und murmeln heißt krmrm. Fein.

Syrisch-Aramäisch
Zweimal die Woche sitze ich in einem sehr lustigen Syrischkurs – gegenwärtig natürlich noch nichts neues für mich, aber das Tempo ist wie beim Koptischen sehr flott, so dass ich wohl in ein paar Wochen an die Grenzen meines bisher Erlernten stoßen werde.

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10/07/2007

mein zimmer

Nach ein paar Tagen habe ich nun doch soweit auf- und eingeräumt, dass ich mich traue, ein paar Bilder meines Zimmers hier hochzuladen.

Der Schreibtisch und das Bücherregal. Ich glaube, es ist hinlänglich bekannt, dass ich Pinwände absolut anästhetisch finde. Nun gut...

Blick aus dem Fenster auf grüne Hecke. Leider wohne ich im Erdgeschoss, so dass ich mich nicht traue, mein Fenster den Tag über offen zu haben.

Mein Bett mit der altbekannten Tagesdecke. Leider haben meine heißgeliebten Sofarollen keinen Platz mehr im Auto gefunden. Dafür aber ein Bild, das früher bei uns im Regensburger Treppenhaus hing. Regensburg-Andenken.


Regensburg-Andenken II: Die Milchkännchen-Kuh mit dem Lord-Chandos-Brief von Julia.

WG-Andenken: Miris (sinnlose [ich weiß nicht mehr, ob das O-Ton Stefan oder Matthias war]) blausilberne Tonkugel.

Rom-Andenken: Der neapolitanische Regenschirm (sic!) von Panos.

Reiseandenken aus Jerusalem: Die "Osterfahne" am Kopfende meines Bettes.

Hier ein Blick in die Hälfte meines Badezimmers, die in meinem Zimmer untergebracht ist, sprich der "Wasch-Schrank". Eine ausgeklügelte Mischung aus Buche und Eiche natur - isn't it good, Norwegian wood?

Dies ist nun noch der offensichtlich gescheiterte Versuch, meine beiden Hocher und den als Bildband-Halter missbrauchen Koranständer stilvoll unterzubringen. Wichtiges Utensil im Hintergrund: Die Heizung, die jedoch eher der laue Atem eines homöopathischen Föns ist.

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10/04/2007

große pläne II

Wie man an dem Zeitraum zwischen den letzten beiden Nachrichten sehen kann: Ich habe gerade zwei Stunden darauf verwendet, eines meiner Bilder an der Wand zu befestigen. Ich denke, eine praktische Karriere scheidet damit definitiv aus.

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große pläne

Gerne bin ich langsam und hintendran, aber eines ist schon gravierend: Fast jeder der Graduate Students weiß schon, worüber er seine Masterarbeit schreiben wird. Nun, ich treffe mich jetzt in einer Stunde mit meinem Supervisor, um mein Thema zu diskutieren. Mal sehen, was ich mir auf dem Weg so ausdenke.

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guten morgen

7:30 Uhr: Zeit, für meinen Wecker ein erstes Mal zu klingeln. Um 8:00 Uhr will ich ja aufstehen.

8:00 Uhr: Mein Wecker klingelt ein zweites Mal, fröhlich und gut gelaunt springe ich aus dem Bett und starte in den Tag.


Hm, war da nicht noch was? Alles nochmal auf Null:

7:30 Uhr: Zeit, für meinen Wecker ein erstes Mal zu klingeln. Um 8:00 Uhr will ich ja aufstehen. Ich stelle den Wecker also vor auf 8.00 Uhr und schlafe noch einmal ein.

7:49 Uhr: Probe-Feueralarm (einmal wöchentlich, weiß ich jetzt). Nicht so ein Gepiepse wie unsere heiseren Feuermelder in good old Germany. Nein: Sirenen. Aber etwas Gutes lässt sich auch in dieser Situation finden, endlich kenne ich alle meine Mitbewohner. Zwar nur im Bademantel und schlaftrunken, und gesehen habe ich sie - ohne Kontaktlinsen - auch fast nicht, aber: Guten Morgen und welcome to Oxford.

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den glauben verlieren

Kein guter Vorsatz. Aber ein bisschen bedenklich finde ich es schon, dass die Oxford University Catholic Society für ihre Jazz Night (2. Woche) mit der „beauty of Catholic girls“ wirbt. Nun, aber noch besser ist die Allerheiligen-Party: Wem bislang Halloween zu „unchristlich“ vorkam, der erfreue sich bitte dran:

„Come along dressed as your favourite saint [...]. There will be a prize for the best dressed!“

Ok, mich sehen die nicht.

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fresher’s fair

Die Bamberger wissen vielleicht, mit welcher Leidenschaft ich jedes Jahr die offizielle Erstsemesterbegrüßungsmesse in der Konzert- und Kongresshalle besuche und dort glücklich wie ein Eichhörnchen Kugelschreiber, Notizblöcke und Jutetaschen hamstere. Doch alles hat bestimmte Grenzen, wie Freund Horaz auch schon wusste. In Oxford mit seinen aberhundert Clubs und Groups und Societies wird das Fresher’s Fair zum Parforceritt durch die heimelige Vereinsmeierei. Man benötigt zuerst schon einmal eine Eintrittskarte und darf sich dann auch nur zu bestimmten eingeplanten Zeiten durch die Zeltstadt und ein zweistöckiges Gebäude schleusen lassen.

Faszinierend ist es schon, wofür man sich dort anwerben lassen kann. Es reicht von der Star Trek-Society über religiöse Gruppen jedweder Couleur bis hin etwa zur Gruppe der radikalen Tierversuchs-Befürworter. An jedem Stand gibt es Kugelschreiber, Gummibärchen und Email-Listen, auf denen man sich verewigen muss. Richtig: muss. Sonst erntet man traurige oder böse Blicke, weil man kein guter Christ/Mohammedaner/Jude ist oder gar: ein schlechter Mensch, weil man sich nicht für die hungernden Kinder in Afrika einsetzt. Oder, weil man nichts gegen Tierversuche unternimmt. Denn dieser Stand kommt genau einen Raum hinter dem der radikalen Tierversuchs-Befürworter.

Zugegeben, vielleicht komme ich jetzt nicht in den Himmel, aber spätestens nach den ersten fünf Minuten, gerade, als ich mir dachte, warum die Oxford-Sikh-Society meine Adresse braucht, fing ich an, einfach kreativ zu sein und großzügig Emailadressen zu erfinden, die ich statt meiner nun an die diversen Filmclubs, Schwimmvereine oder die Oxford-Exploration-Society ausgab. Generös, wah?

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erste ernüchterungen

So richtig wusste ich ja nicht, was ich am Dienstag eigentlich machen sollte. Also führte mich mein Gang nach einer ersten Kostprobe von „Verschlafen“ in mein College. Dort fand ich in meinem knuffigen Postfach ungefähr eine 1.364.457 Briefe, Zettel, Faltblätter. Grob geschätzt. Diese öffnend eröffneten sich immer mehr kleine bis mittelschwere Katastrophen. Gekrönt wurde alles von einem Brief des Classic-Departements, wo ich ja studiere. Dort las ich, dass meine Einführungstage schon seit Montag in der Früh liefen, quasi im Minutentakt konnte ich nachvollziehen, was ich schon verpasst hatte – und was ich gerade verpasste. Huch.

Einige Schrecksekunden später beschloss ich also zu handeln. Leider habe ich noch einen großen blechernen Klotz am Bein: Das Auto. Bislang habe ich noch keinen Parkplatz gefunden, der irgendwie für die nächsten zwei Monate praktikabel ist. Dort, wo ich von Montag auf Dienstag stand, musste ich also schnellstens weg. Leider gingen keine Busse dorthin, so dass ich erst einmal 30 Minuten hinlaufen musste. Nachdem aber nun eine wichtige Bibliotheksführung anstand, beschloss ich also – koste es, was es wolle – noch einmal für einen Tag nachzuwerfen. Pustekuchen, das ging nicht, da man nur in Münzen zahlen konnte, und ich nur 6 Pfund in Münzen bei mir hatte. Also: Auf ins Auto, einen neuen Parkplatz suchen. Wer denkt, es gäbe in Oxford irgendwo Parkplätze, die nicht Anwohnerparkplätze sind, der hat sich getäuscht. Auch in mehren Kilometer Entfernung in ganz neuen Stadtteilen: keine Chance. Nur eine einzige Straße hatte keine Anwohnerschilder. Aber die sah nicht viel besser aus als diese Slums, die im wunderbaren Film „Der kleine Lord“ die mildtätige Mutter renovieren lässt. Dort traute ich mich nicht zu parken. Also schnell (i.e. 1h) zum Park&Ride gefahren, wo ich dann ein Ticket für eine Woche, besser noch: für zwei Monate lösen wollte.

Genau: Pustekuchen. Auch dort kann man nur für 1 Pfund für einen Tag einwerfen. Ich verhandelte also mit einem Parkwächter, und angeblich kann ich nun für 4 Pfund dort bis Samstag stehen. So recht glaube ich das aber noch nicht.

Mit dem Bus dann also in die Stadt, wo ich die Bibliotheksführung natürlich schon versäumt hatte. Also rasch zum Classical Institute, um mich bei der Sekretärin auszuweinen. So mein Plan. Doch erstens war das Classical Institute nicht mehr dort, wo ich es in Erinnerung hatte, und zweitens war die Sekretärin (als ich mich dann endlich durchgefragt hatte) gar nicht da. Tja, wo war sie denn?

Eine zweite Sekretärin wollte mir etwas Gutes tun und schob mich recht ungefragt in die Einführungsveranstaltung der neuen Classics-Studenten (wo auch die Sekretärin sei). Fein eigentlich, aber es gibt ja Classics-Studenten, die Alte Geschichte machen, und die, die Philologie machen. In deren Einführung saß ich also dann und traute mich – deplaziert – trotzdem nicht mehr, herauszulaufen. Über den Stundenplan der Griechisch-Studenten weiß ich also jetzt bestens Bescheid.

Um es abzukürzen: Am späten Nachmittag konnte ich dann tatsächlich die restlichen Einführungsveranstaltungen für meinen Studiengang hören und ergehe mich nun im frohen Gedanken, dass hier auch nur mit Wasser gekocht wird, und ich diese Einführungen gar nicht nötig habe. Ha!

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angekommen

Montagabend fuhr ich – ganz prosaisch – mit dem Auto in Oxford vor und machte mich erst einmal daran, mithilfe von Anna meine Umzugskisten in mein Zimmer zu bringen. Ich wohne jetzt in einem kleinen Wohnheim meines Colleges (mit dem großen Vorteil, dass dieses mitten im Stadtzentrum liegt – eine große Ausnahme, wie mir scheint, die meisten Leute wohnen sehr weit draußen). Meine Adresse lautet:

Konstantin Klein
Brasenose College
Radcliffe Square
Oxford
OX1 4AJ (UK)

Mein Zimmer ist größer als ich angenommen habe, vielleicht 2/3 meines letzten Bamberger Zimmers. Der Teppichboden ist gottseidank auch nicht blau, sondern ja, hm, ockerfarben, die Wände zartgelb. Oder verraucht, so genau weiß ich das nicht. Aber bei der panischen Angst der Engländer vor Feuer, kann es wohl doch kein Rauch sein. Wenn alles eingerichtet ist, wird es zumindest davon auch einmal Bilder geben. Also vom Zimmer. Nicht von der Feuersbrunst.

Eigentlich habe ich nicht vor, über mein Auslandsjahr akribisch hier im Internet Berichte abzugeben. Aber solange alles noch ganz neu und ungewohnt ist, wird hier vereinzelt geschrieben, vorerst jedoch ohne Photos, ich bin etwas faul...

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a gentleman will walk...

...and never run. Das und die fünfzig Kilogramm Bücher in meinem Koffer führten dazu, dass ich in Rom Termini noch meinen Zug nach München am Samstagmorgen gemächlich habe wegfahren gesehen, leider aber nicht an dieser Abfahrt selbst partizipierte.

Die weiteren Entwicklungen waren etwas nervtötend, ruckelnd, führten über Padova doch auch zum Brenner, etwas kostspieliger als „nicht-den-Zug-verpassen“, aber insgesamt noch ganz gut auszuhalten. Zwei Stunden später als erwartet kam ich also doch noch nachts in München an, das sich an diesem Samstag gänzlich im Oktoberfestrausch befand. Sich erbrechende und pinkelnde (über alles andere gebietet der bekannte gute Anstand zu schweigen) Betrunkene gar überall, gottseidank holten mich meine Eltern vor dem Bahnhof ab, so dass ich nicht noch warten musste, bis ich einen betrunkenen Zug nach Regensburg fand...

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